Impuls #02
Vertrauen, Einkommen und Arbeitslosigkeit als Erklärungsansätze für die demokratische Schieflage – Auswertung der Landtagswahlen 2022 und einer bundesweiten Befragung
Eine Analyse regionaler Daten der Landtagswahlen 2022 in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zeigt: Es besteht starker und signifikanter Zusammenhang zwischen dem durchschnittlich verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen sowie der Arbeitslosenquote eines Wahl- bzw. Landkreises und der Wahlbeteiligung der Bevölkerung.
Mögliche Erklärungsansätze liefert eine großanlegte Umfrage des Zentrums für neue Sozialpolitik unter über 3500 Wahlberechtigten: Verglichen mit Wähler:innen berichten deutlich mehr Nicht-Wähler:innen und Unentschlossene von geringem Vertrauen in die deutsche Politik und vom Gefühl geringer politischer Wirksamkeit.
Die Daten verdeutlichen: Unsere Demokratie ist geschwächt. Neben dem allgemein zu verzeichnenden Rückgang der Wahlbeteiligung alarmiert der signifikante Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Wahlbeteiligung, der dafür sorgt, dass immer größere Teile unserer Gesellschaft bei politischen Entscheidungen unterrepräsentiert sind und Vertrauen in die Politik verlieren. Dabei zeigen die hier erhobenen Daten, dass insbesondere die Wechselwirkung zwischen Politik-Vertrauen und Wahlbeteiligung eine Abwärtsspirale einleiten kann. Demokratie- wie auch sozialpolitisch ist es angesichts dieser Erkenntnisse dringend geboten, der Frage nachzugehen, wie Politik-Vertrauen gestärkt und Nicht-Wähler:innen strukturell mobilisiert werden können.