Eine einheitliche Bundesrente Paradigmenwechsel in der Alterssicherung
Die Alterssicherung in Deutschland steht vor drei zentralen Herausforderungen:
- Altersarmut: Aufgrund variierender und unsteter Erwerbsbiografien zahlen Menschen weniger in die Rentenversicherung ein, was ihre monatlichen Auszahlungen im Alter senkt.
- Unterschiedliche Lebensdauern: Da das Einkommen mit der Lebenserwartung korreliert, führt das aktuelle Rentensystem zu Subventionen für Gutverdienende und Abzügen für Geringverdienende.
- Erweiterung des Leistungsbegriffs: Jenseits der Erwerbsarbeit leisten viele Menschen wertvolle Beiträge zur Gesellschaft (z.B. in Form von Pflege oder Ehrenamt), die im derzeitigen Rentensystem nicht ausreichend anerkannt werden.
Insbesondere für Menschen mit geringem bis mittleren Einkommen sind die Altersaussichten ernüchternd. Sie können weder sicher eine auskömmliche staatliche Rente erwarten, noch haben sie die Ressourcen, um sich ausreichend privat abzusichern. Gleichzeitig sind sie zu wohlhabend, um umfängliche soziale Sicherungsleistungen zu erhalten.
Ein effizientes Nachsteuern wird erschwert durch den Anspruch an die Rentenversicherung, gleichzeitig Armut zu verhindern und Leistung zu belohnen: Es handelt sich um widersprüchliche Ziele, die nur bei sehr hohen Einkommen gleichzeitig erfüllt werden können. Daher sollten sie auf zwei Säulen verteilt werden:
Erste Säule: Um Armut zu bekämpfen, zahlt der Staat eine einheitliche, an den Mindestlohn gekoppelte und somit armutsvermeidende Bundesrente an alle ab Erreichen der Altersschwelle aus. Den Anspruch auf die volle Rentenhöhe erhält, wer 50 Jahre lang im Land lebt und 20 Jahre lang erwerbstätig war.
Zweite Säule: Damit Leistung weiterhin belohnt wird, kann staatlich unterstützt privat oder betrieblich vorgesorgt werden. So wird die Möglichkeit zur Statusdifferenzierung aufrecht erhalten.
Ein solcher grundlegender Paradigmenwechsel sorgt für verlässliche Aussichten auf eine auskömmliche, armutsvermeidende Rente für alle. Die Lebensleistung wird dabei pauschal und wohlwollend anerkannt – egal ob sie etwa in der Familie, im Beruf oder in der Überwindung von Notlagen bestand.
Weiterführende Literatur
Alternde Gesellschaft: Emanuel Richter – Seniorendemokratie
Soziologie und Geschichte des Alters von der Antike bis heute: Gerd Göckenjan – Das Alter würdigen
Was passiert, wenn wir alt werden?: Sebastian Knell – Biologische, psychologische und ethische Aspekte
Geschichte des Rentensystems: Winfried Schmähl – Alterssicherungspolitik in Deutschland
Verteilungsgerechtigkeit innerhalb und zwischen Generationen: Dennis McKerlie – Justice between the Young and the Old