Dr. Elmar
Stracke

Position
Policy Fellow

Dr. Elmar Stracke ist Policy Fellow am ZSP und arbeitet derzeit als Fachgebietsleiter Politik in der Abteilung Strategie und Politik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Alter(n), Rente und Demografie – auch im Rahmen seiner Promotion. Für seine Dissertation an der Universität Bayreuth „Die kalendarische Altersgrenze im Rentensystem: Willkür oder Gleichheit?“ wurde er mit dem Forschungspreis des Forschungsnetzwerks Alterssicherung (FNA) 2023 ausgezeichnet. In seinem Podcast „Alter, was geht?“, auf Science Slams und in Gastbeiträgen vermittelt er leicht zugänglich die Erkenntnisse seiner Arbeit. In der Vergangenheit war Elmar Stracke unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hertie School und im Deutschen Bundestag tätig.

Frage
01

Was bewegt dich dazu, über dieses Thema nachzudenken?

Die Verteilungsfragen, die sich in stark alternden und schrumpfenden Gesellschaften stellen, sind menschheitsgeschichtlich völlig neu. Mich interessiert, wie wir Arbeit und Versorgung, Macht und Repräsentation, Lasten, Pflichten und Früchte der Gesellschaft angesichts des demografischen Wandels und heterogener Lebensverläufen gerecht verteilen können, um langfristig Wohlstand und Freiheit zu sichern. Dafür müssen wir einen Schritt zurücktreten und uns fragen, was uns wichtig ist und wo wir hinwollen, anstatt wie selbstverständlich auf den alten Pfaden weiterzuwandern. Denn diese führen schlimmstenfalls in die schlechteste aller Welten: etwa zu einer Rente, die einen Großteil des Staatshaushaltes kostet und dennoch für viele ein Alter in Armut bedeutet.

Frage
02

Wie möchtest Du das Fellowship nutzen?

Gesellschaftlicher Fortschritt kann nur entstehen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse Resonanz im politischen Diskurs entfalten. Ich freue mich, durch das Fellowship neue Möglichkeiten zu erhalten, an dieser Übersetzungsleistung mitzuwirken. Die Ressourcen und das Netzwerk des ZSP erlauben es mir, noch mehr Akzente und Ideen in rentenpolitische Debatten einzubringen und aus der politischen, wissenschaftlichen und medialen Öffentlichkeit aufzunehmen. Wir können nur gewinnen, wenn wir mehr über dieses wichtige und zum Teil unangenehme Thema reden und streiten.

Frage
03

Was ist deine Vision für unser Rentensystem?

Die gute Nachricht: Wir leben alle länger. Die schlechte: Wir leben alle unterschiedlicher. Ein großer Teil lebt sehr lange, sehr gesund und sehr wohlhabend. Viele sterben aber früh und sind auf dem Weg dorthin arm und häufiger krank. Zentrale Aufgabe des Sozialstaates ist nicht, mittels ausgeklügelter Bürokratie Statusunterschiede zu zementieren, sondern Notlagen zu vermeiden. So sieht es der von mir favorisierte Suffizientarismus. Kern des Rentensystems sollte daher wie etwa in den Niederlanden eine einheitliche, armutsvermeidende und bedingungslose Sockelrente sein. Das ist deutlich schlanker, deutlich billiger und spart Debatten darüber, was alles unter die zu belohnende "Lebensleistung" fallen soll. Statusdifferenzierung hingegen kann über private Investitionen oder Betriebsrenten geschehen. Der Staat kann und sollte dies fördern. Aber einen moralischen Anspruch auf staatliche Statusdifferenzierung gibt es nicht.