Sozialpolitik von A–Z
Hier finden Sie Erklärungen zu zentralen Begriffen der Sozialpolitik, die wir auf dieser Webseite häufig verwenden. Die Sammlung wächst kontinuierlich und wird regelmäßig an neue Entwicklungen angepasst.
A
Adverse Selektion (deutsch: „ungünstige Auswahl“) bezeichnet ein Marktversagen, das auf ungleicher Informationsverteilung zwischen Anbieter:innen und Nachfragenden beruht. Sie tritt auf, wenn eine Partei (meist Käufer:in oder Verkäufer:in) mehr über die Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung weiß als die andere – und daraus einen Vorteil zieht. Dies kann dazu führen, dass vorteilhafte Marktteilnehmer:innen verdrängt werden und nur noch „schlechte“ Angebote übrigbleiben.
Altersvorsorge bezeichnet alle finanziellen Maßnahmen, die getroffen werden, um im Ruhestand den Lebensstandard zu sichern. Neben der gesetzlichen Rentenversicherung gehören dazu auch betriebliche und private Vorsorgeformen, wie Riester- oder Rürup-Renten.
Aufwärtsmobilität bezeichnet im sozialpolitischen Kontext den sozialen Aufstieg von Personen oder Gruppen – also die Verbesserung ihrer sozialen, wirtschaftlichen oder beruflichen Stellung im Vergleich zur Ausgangssituation oder zur Herkunftsfamilie. Sie zeigt sich beispielsweise in höherem Einkommen, besserer Bildung oder einer höheren beruflichen Position. Sozialpolitische Maßnahmen wie Bildungsförderung, Arbeitsmarktprogramme oder Umverteilung durch Steuern und Sozialleistungen sollen Aufwärtsmobilität ermöglichen und soziale Ungleichheit verringern.
D
In der Sozialpolitik bedeutet Deregulierung oft die Verringerung staatlicher Vorgaben und Leistungen, zum Beispiel bei der Arbeitslosenversicherung oder Sozialhilfe. Ein Beispiel ist die Lockerung von Anspruchsvoraussetzungen oder Kürzungen von Leistungen, um Kosten zu senken und den Sozialstaat flexibler zu gestalten. Dies kann jedoch auch zu weniger Sicherheit für Betroffene führen.
I
Institutionalisierte Prekarität bezeichnet dauerhafte, durch gesellschaftliche oder politische Strukturen gefestigte Formen von Unsicherheit und Benachteiligung. Menschen in institutionalisierter Prekarität leben oft mit instabilen Arbeitsverhältnissen, unsicherem Aufenthaltsstatus oder eingeschränktem Zugang zu sozialen Rechten – nicht zufällig, sondern weil bestehende Gesetze, Institutionen oder Regelwerke diese Zustände begünstigen oder aufrechterhalten.
M
Marginalisierung bezeichnet den Prozess, durch den Einzelpersonen oder Gruppen an den Rand der Gesellschaft gedrängt und von sozialer, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Teilhabe ausgeschlossen werden. Betroffene haben häufig erschwerten Zugang zu Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheitsversorgung und politischer Mitbestimmung. Ursachen können Diskriminierung, Vorurteile, strukturelle Ungleichheiten oder Machtverhältnisse sein.
R
Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte private Altersvorsorge in Deutschland. Sie richtet sich vor allem an sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer und ihre Familien. Durch staatliche Zulagen und mögliche Steuervergünstigungen soll sie helfen, Versorgungslücken im Alter zu schließen.
Die Rürup-Rente, auch Basisrente genannt, ist eine staatlich geförderte private Altersvorsorgeform, die sich insbesondere an Selbstständige und Freiberufler richtet. Die Beiträge können steuerlich abgesetzt werden, die spätere Rente wird jedoch voll versteuert.
S
Die Sinus-Milieus sind ein sozialwissenschaftliches Modell zur Beschreibung von Zielgruppen in einer Gesellschaft. Sie gruppieren Menschen nach ihrer sozialen Lage (z. B. Bildung, Beruf, Einkommen) und ihrer grundlegenden Lebensauffassung (z. B. Werte, Lebensstil, Einstellungen). Das Modell wird häufig in der Marktforschung, Sozialforschung und Kommunikation eingesetzt, um Lebenswelten besser zu verstehen und zielgerichtet anzusprechen.
Der Social Investment-Ansatz ist ein sozialpolitisches Konzept, das den Fokus von reiner Absicherung gegen Risiken (wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit) auf Investitionen in Menschen verlagert. Ziel ist es, durch Maßnahmen wie Bildung, Qualifizierung, frühkindliche Förderung oder aktive Arbeitsmarktpolitik die Teilhabechancen zu verbessern und langfristig soziale Risiken zu verringern. Damit versteht sich Sozialpolitik nicht nur als „Kostenfaktor“, sondern auch als Investition in das Humankapital und die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft.
„Sozial implementieren“ bedeutet, gesellschaftliche oder soziale Maßnahmen, Konzepte oder Programme gezielt in bestehende Strukturen zu integrieren und wirksam umzusetzen. Dabei geht es oft darum, soziale Gerechtigkeit zu fördern, Benachteiligung abzubauen oder Teilhabe zu stärken – etwa durch Bildung oder sozialpolitische Maßnahmen.
Die soziale Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem, das die Prinzipien des freien Marktes mit sozialem Ausgleich verbindet. Unternehmen können grundsätzlich frei wirtschaften, gleichzeitig sorgt der Staat durch Regeln, Sozialleistungen und Umverteilung dafür, dass Wohlstand gerechter verteilt wird und soziale Sicherheit gewährleistet ist. Ziel ist es, wirtschaftliche Effizienz mit sozialer Gerechtigkeit zu vereinen.