- Veranstaltung
- Roundtable
Roundtable: Zeitpolitik als Schlüssel für Freiheit, Gerechtigkeit und Innovation

Datum
16. September 2025
Uhrzeit
17 bis 19 Uhr
Berlin
Bergmannstraße 102
Preis
kostenlos
Am 16. September 2025 eröffnete das Zentrum für neue Sozialpolitik mit einem Roundtable das Projekt ZEIT·RÄUME. Im Mittelpunkt standen die Vorstellung des Thesenpapiers „ZEIT: 12 Perspektiven auf eine vernachlässigte Ressource“ und eine Diskussion mit Mareice Kaiser, Prof. Dr. Harald Welzer und Dr. Franziska Dorn, moderiert von Moritz Rüppel.
Die Auftaktveranstaltung machte deutlich, warum Zeitpolitik zu einer der zentralen Zukunftsfragen für Deutschland gehört: Zeit entscheidet darüber, ob Menschen Chancen ergreifen, Potenziale entfalten und sich gesellschaftlich engagieren können. Eine Gesellschaft, die Zeitgerechtigkeit ignoriert, verliert nicht nur an sozialer Balance, sondern auch an Innovationskraft und Widerstandsfähigkeit. Ziel des Projekts ist es deshalb, Zeit als eigenständige politische Ressource ins Zentrum zu rücken und zukunftsweisende Lösungsansätze für eine moderne Zeitpolitik zu entwickeln.
Key Take-Aways aus der Diskussion
- Zeit als doppelte Ressource
Zeit ist ungleich verteilt und wird damit selbst zu einem Treiber sozialer Ungleichheit. Wer über Einkommen verfügt, kann fehlende Zeit am Markt substituieren, etwa durch Dienstleistungen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, zahlt doppelt: mit höherem Stress und einem erhöhten Armutsrisiko. Zeitpolitik muss diese verdeckten Verteilungsfragen sichtbar machen. - Zeit als Machtfrage
Zeitmangel ist nicht nur eine individuelle Belastung, sondern ein strukturelles Machtproblem. Wer keine Zeit hat, kann gesellschaftliche Verhältnisse kaum hinterfragen oder verändern. Zeitgerechtigkeit bedeutet daher auch, politische Teilhabe und demokratische Resilienz zu sichern. - Produktivitätsdogma hinterfragen
Die Gleichsetzung von mehr Arbeitsstunden mit mehr Produktivität ist überholt. Gesellschaftlicher Wohlstand zeigt sich nicht nur am messbaren Output, sondern ebenso an Fürsorge, Bildung, Gesundheit und Kreativität. Eine zukunftsfähige Zeitpolitik muss diese Dimensionen sichtbar machen. - Zeitgerechtigkeit als Standortfaktor
Zeitsouveränität ist ein Standortvorteil. Unternehmen, die flexible und verlässliche Zeitmodelle anbieten, sichern sich Fachkräfte. Gesellschaften, die Zeitgerechtigkeit ernst nehmen, erhöhen ihre Resilienz. Staaten, die Zeitpolitik aktiv gestalten, schaffen die Voraussetzungen für nachhaltige Innovationsfähigkeit. - Ungleichheit zwischen Branchen
Während Industriegewerkschaften Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen konnten, fehlt Pflegekräften und Beschäftigten in Care-Berufen häufig dieVerhandlungsmacht. Das führt zu struktureller Benachteiligung ganzer Sektoren – und macht deutlich, warum Zeitpolitik auch eine Frage von Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik ist. - Neue Balance von Erwerbs- und Sorgearbeit
Gleiche Chancen entstehen nur, wenn beide Geschlechter Zugang zu Vollzeit-Erwerbstätigkeit haben. Das ist Voraussetzung für echte Wahlfreiheit. Gleichzeitig muss Sorgearbeit, ob familiär, ehrenamtlich oder professionell, politisch und institutionell gestärkt werden. Eine moderne Zeitpolitik denkt beides zusammen, statt das eine gegen das andere auszuspielen. - Zeit als Indikator für Wohlstand
Befragungen zeigen: Für das persönliche Glück sind finanzielle Sicherheit und die Verfügung über eigene Zeit nahezu gleich bedeutsam. Dennoch gehen wir mit Geld viel bewusster um als mit unserer Zeit. Eine moderne Wohlstandsdefinition muss diesen Wert von Zeit systematisch berücksichtigen.
Ausblick
Mit ZEIT·RÄUME verfolgt das ZSP drei Ziele: Zeitarmut sichtbar machen, Zeitwohlstand als gesellschaftliche Ressource begreifen und Impulse für eine zukunftsfähige Zeitpolitik geben. Auf den Auftakt mit dem Roundtable folgen Zeittagebuch-Erhebungen und weitere Veranstaltungen.









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Zentrum für neue Sozialpolitik
Bergmannstraße 102
10961 Berlin
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