In der politischen Debatte sprechen wir viel über Löhne, über Renten und über Preise. Aber viel zu selten reden wir über das, was für Millionen Menschen im Alltag genauso knapp ist: Zeit.
Wer keine Zeit hat, hat oft auch keine Stimme. Wer seine Zeit nicht selbst einteilen kann, bleibt zurück – bei der Bildung, in der Familie, im Ehrenamt. Zeit ist eine zentrale Gerechtigkeitsfrage und damit ein zutiefst politisches Thema.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die Gestaltung von Zeit nicht zur Privatsache verkommt, sondern zu einer gemeinsamen Aufgabe wird – getragen von Sozialpartnerschaft. Denn wenn es um Arbeitszeiten, Weiterbildung oder Vereinbarkeit geht, wissen Arbeitgeber und Gewerkschaften am besten, was in den Betrieben gebraucht wird. Sie sind es, die tragfähige Lösungen aushandeln, die Verlässlichkeit schaffen und individuelle Flexibilität ermöglichen.
Als Christlich-Soziale sind wir überzeugt: Gute Arbeitszeitmodelle entstehen nicht im Elfenbeinturm der Gesetzgebung, sondern am Verhandlungstisch. Wir brauchen starke Tarifbindung, mehr Betriebsräte und Rahmenbedingungen, die Mitbestimmung fördern. Denn nur so gelingt eine faire Verteilung von Zeit – zwischen Beschäftigten und Unternehmen, zwischen Berufsleben und Privatleben, zwischen heute und morgen.
Sozialpartnerschaft ist kein Auslaufmodell, sondern der Schlüssel für moderne Zeitpolitik. Eine Zeitpolitik, die Spielräume schafft für Qualifizierung, Fürsorge, Engagement und Erholung. Wer Gerechtigkeit will, muss über Zeit reden. Und wer gerechte Zeit will, braucht starke Partner am Tisch.