Zeit ist in unserer Leistungsgesellschaft nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern eine Währung der Sichtbarkeit. Ich sehe es häufig: Präsenz wird fälschlicherweise mit Führung gleichgesetzt. Wer nicht sichtbar ist, bleibt am Rand stehen – vor allem Frauen, die oft mit Doppelbelastung, weniger Netzwerken und unregelmäßiger Präsenz konfrontiert sind.
In diesem Kontext ist Zeit nicht nur knapp, sondern auch strategisch gebunden. Die Vorstellung, man müsse ständig erreichbar sein, um voranzukommen, behindert jene, die außerhalb des Büros kämpfen – zum Beispiel in Pflege- oder Familienarbeit.Doch der Mythos, Erfolg sei nur eine Frage der „richtigen“ Stunden, ist eine Illusion. Es geht nicht um die Quantität der Zeit, sondern um Priorisierung und nachhaltiges Leadership.
Hier kommen Führungskräfte ins Spiel: Sie tragen die Verantwortung, Potenziale zu erkennen, althergebrachte Arbeitsmodelle zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Sie müssen verstehen, dass echte Führung nicht an Anwesenheit oder sichtbare Stunden gebunden ist, sondern an Vertrauen, strategisches Denken und Empathie.
Wir brauchen eine neue Haltung – eine, die Zeit als Ressource begreift, die Menschen Raum gibt, sich zu entwickeln, ohne in das Korsett der ständigen Verfügbarkeit zu fallen. Dafür müssen wir lernen, umzudenken. Führungskräfte müssen den Mut haben, traditionelle Erfolgsmuster aufzubrechen und Arbeitswelten zu schaffen, in denen Vielfalt und individuelle Potenziale gedeihen. Nur wenn wir das begreifen, kann die Karriereleiter wieder auf echte Leistung, nachhaltige Führung und wertschätzendes Miteinander bauen – und nicht auf Banalitäten wie Präsenz und Zeitmessung.