Details
Name
Rawal Cheema
Alter
33
Wenn Rawal Feierabend hat, stehen die meisten Menschen gerade auf. Der 33-Jährige arbeitet im Sicherheitsdienst in einem Ankunftslager für Geflüchtete. 2015 kam er selbst aus Pakistan nach Deutschland. Seine Arbeitszeiten: 18 Uhr bis 6 Uhr morgens, meist vier Mal in der Woche. Viel Zeit bleibt neben Arbeit und Schlafen nicht, das starre Schichtsystem bestimmt seinen Alltag. Seine Frau und sein neugeborenes Baby würde er gerne mehr und länger sehen, aber auch wenn Rawal frei hat, fehlt ihm oft die Energie. Schlafmangel, Migräne und Geldsorgen bestimmen seine „freien“ Tage.
-
Beruf
Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma
-
Familienstand
verheiratet, ein Sohn
-
Wohnort
Berlin
6:15
Aktivität
Im Bus gegen den Strom
Stresslevel
8/10
Während andere sich auf den Weg zur Arbeit machen, fährt Rawal gerade heim. Sein Feierabend beginnt, wo der Tag für die meisten erst anfängt. Nach zwölf Stunden Schichtarbeit bleibt kaum Energie, geschweige denn Zeit, für Hobbys oder Erholung.
An manchen Tagen wartet dennoch ein Termin am Morgen, bevor er schlafen kann. Dann verschwimmen Nacht und Tag, und die Müdigkeit sitzt besonders tief.
Aktivität
Kommen, wenn andere gehen
Stresslevel
8/10
Zuhause angekommen hat Rawal keine Energie mehr für irgendetwas. Er zieht sich um, putzt sich die Zähne und legt sich hin, während sich draußen das Tageslicht ausbreitet.
Seine nächste Schicht ist erst übermorgen, doch wirkliche Freizeit hat er nicht. Den Tag ohne Arbeit wird er vor allem dazu nutzen, sich zu erholen und die Müdigkeit der letzten Tage etwas abzuschütteln.
Aktivität
Keine Zeit für anderes
„Wer keine Zeit hat, hat oft auch keine Stimme. Wer seine Zeit nicht selbst einteilen kann, bleibt zurück – bei der Bildung, in der Familie, im Ehrenamt.“
Dennis Radtke, CDA-Vorsitzender
WeiterlesenAktivität
Ein voller Tag
Zeit für Hobbies bleibt Rawal kaum. Eigentlich würde er gerne wieder regelmäßig Sport machen, z.B. Krafttraining. Die wenige Freizeit, die er hat, verbringt er aber lieber mit seiner Familie. Weniger als eine halbe Stunde am Tag hat er ganz für sich oder als wirkliche Ruhepause.
Wie verteilt sich Rawals Zeit an einem Tag in der Woche?
Aktivität
Wachwerden, Beten
Stresslevel
3/10
Gegen 14 Uhr steht Rawal auf. Der Körper fühlt sich noch schwer an, doch der Kopf ist gewöhnt an den ungewöhnlichen Rhythmus. Bevor er etwas isst oder das Handy einschaltet, nimmt er sich Zeit zum Beten. Es ist ein kurzer Moment der Ruhe, bevor der Tag langsam wieder anläuft.
Aktivität
Ein neues Zuhause
Stresslevel
3/10
Rawal zieht mit seiner kleinen Familie bald um in eine neue Wohnung. Ein echtes Zuhause für sein junges Kind, nicht weit entfernt von der Zwischenmiete, in der die drei aktuell wohnen. Die Vorfreude ist groß, auch wenn noch viel zu organisieren bleibt. Kartons stapeln sich bereits in der Ecke. An manchen Tagen besorgt Rawal zwischen den Schichten Einrichtungsgegenstände.
Aktivität
Andere Welt
Stresslevel
1/10
An manchen Tagen, wenn sich eine Lücke ergibt und der Kopf eine Pause braucht, schaltet Rawal seine Spielkonsole ein. Dann taucht er für eine Weile in eine andere Welt ab, spielt mit anderen online und vergisst den Schichtplan, der sonst seinen Alltag bestimmt. Es sind seltene, aber kostbare Stunden.
Aktivität
Fokuszeit Familie
Stresslevel
3/10
Nicht mehr viel Zeit bis zur nächsten Schicht. Rawal macht sich im Bad frisch, wiegt sein Baby in den Armen, packt das Essen für die Schicht ein. An Tagen, an denen ein Dienst nahtlos in den nächsten übergeht, bleiben ihm höchstens dreißig bis sechzig Minuten mit seiner Familie.
Aktivität
Wo bleiben Sport und Freunde?
„Ich habe überhaupt keine Zeit, um Freunde zu treffen oder Sport zu machen.“
Rawal Cheema
Aktivität
Rawals Arbeitstag
An Arbeitstagen verbringt Rawal mehr als die Hälfte des Tages mit der Arbeit und dem Weg dorthin. Abzüglich der Schlafenszeit bleibt kaum etwas vom Tag übrig. Nur ein paar Stunden, die sich oft zu kurz anfühlen, um wirklich etwas damit anzufangen.
Wie ist Rawals Arbeitstag aufgeteilt?
Aktivität
Im Dunkeln zur Arbeit
Stresslevel
3/10
Der Weg zur Arbeit dauert meist etwa eine Stunde, je nachdem, wie die Busse und Bahnen fahren. Im Winter ist es schon dunkel, wenn Rawal das Haus verlässt. Die Kälte zieht in die Jacke, die Scheinwerferlichter der Autos huschen durchs Sichtfeld. Irgendwo in der Ferne brummt der Bus, der ihn ein Stück näher zum Ankunftslager bringt.
Aktivität
Zwölf Stunden
Stresslevel
8/10
Wenn Rawals Schicht beginnt, liegen zwölf Stunden Arbeit vor ihm. Das Licht im Ankunftslager ist grell, es reflektiert von seiner Weste. Rawal gibt alles, auch wenn die Müdigkeit manchmal schwer in den Gliedern sitzt. Der Gedanke, Geld zu sparen und seine Familie gut zu versorgen, treibt ihn an. Und doch wünscht er sich hin und wieder einen Job, in dem mehr Raum bleibt, selbst etwas zu gestalten.
Datensnack
Gerade Menschen in Helfer:innen- bzw. Anlerntätigkeiten haben ganz überwiegend keinen Einfluss auf Arbeitsmenge und Arbeitszeitgestaltung (66% gar nicht oder nur in geringem Maß“ (Quelle: DGB Index Gute Arbeit 2024).
Aktivität
Mitternachtspause
Stresslevel
8/10
Während viele ins Bett gehen, beginnt für Rawal die Pause. Die Gänge sind still, nur das entfernte Klacken von Schritten ist zu Hören. Er genießt die Ruhe, das Arbeiten fern vom normalen Trubel. Doch das restliche Leben lässt sich nicht verschieben – Arzttermine, Behördengänge, Alltägliches finden trotzdem am Tag statt. Die Nacht ist sein Rhythmus, aber nicht der der restlichen Welt.
Datensnack
Unter Menschen, die regelmäßig nachts arbeiten, fühlen sich 45% (eher) stark belastet. (Quelle: DGB Index Gute Arbeit 2024).