Details
Name
Jennifer Robbe
Alter
31
Jennifer Robbe ist 31 Jahre alt und lebt mit ihrer kleinen Tochter in Berlin – im Winter diesen Jahres bekommt sie ihr zweites Kind. Einen Partner gibt es in Jennys Leben momentan nicht, sie regelt alles alleine – nur manchmal kann ihre Mutter aushelfen. Als Alleinerziehende ist der Tag streng durchgetaktet: Zwischen 6–Stundenschicht in der Arztpraxis, ihrer Tochter, den Hunden und der nie endenden To-Do-Liste ist kein Platz für Unvorhergesehenes – und schon gar nicht für Freizeit. Was Jenny machen würde, mit 1-2 Stunden freier Zeit in der Woche? Schwer zu sagen, denn träumen lässt sie sich selten. Vermutlich aber wäre es etwas Zeit für Sport. Oder den Kaffee mal wieder heiß statt lauwarm zu trinken.
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Beruf
Medizinische Fachangestellte
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Familienstand
ledig, ein Kind (mit dem zweiten Kind schwanger)
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Wohnort
Berlin
5:30
Aktivität
Früher Start
Stresslevel
1/10
Der Wecker klingelt, draußen ist es noch dunkel. Jennifer steht auf und springt unter die Dusche. Frisch werden für den Tag, bevor ihre Tochter die Augen öffnet. Sie weiß: Zeit, sich um sich zu kümmern, gibt es dann nicht mehr.
Datensnack
Eltern kommen im Schnitt auf 59 Std./Woche (bezahlt + unbezahlt). (Destatis ZVE 2022/25)
Aktivität
Eine Runde Gassi
Stresslevel
5/10
Die Hunde warten bereits ungeduldig vor der Tür, denn sie wissen, dass es jetzt um sie geht. Jennifer zieht sich schnell die Jacke über und geht mit ihnen vor die Tür.
Sie genießt diesen Gang, in den noch ruhigen Straßen mit der frischen Luft. Die Hunde schnuppern neugierig an diesem und jenen, Jennifer schaut noch leicht verträumt umher.
Aktivität
Ein Großes und bald ein Kleines
Stresslevel
5/10
Zurück in ihrer Wohnung zieht Jennifer die Jalousien hoch. Ihre Tocher blinzelt die ersten Sonnenstrahlen weg und streckt die Arme aus: Sie will von ihrer Mutter auf den Arm genommen werden.
Jennifer hebt sie hoch, so gut sie kann. Die Kleine ist schon schwer geworden. Außerdem wächst in ihrem Bauch das zweite Kind, das jede Bewegung etwas beschwerlicher macht.
Dann beginnt die Routine: Zähne putzen, Haare kämmen, manchmal unter ein paar trägen Widerworten, bis schließlich alles sitzt und die Tochter bereit für die Kita ist.
Aktivität
Hand in Hand zur Kita
Stresslevel
7/10
Um Viertel vor sieben verlässt sie mit ihrer Tochter die Wohnung. Der Weg zur Kita ist nicht weit, vorbei an parkenden Autos und noch stillen Hauseingängen. Trotzdem gibt es oft Tränen. Der Abschied fällt beiden schwer, und Jennifer geht mit einem leisen, unangenehmen Ziehen im Bauch weiter zur Arbeit.
Datensnack
40 % der berufstätigen Alleinerziehenden bewerten die Öffnungszeiten ihrer Kita als unzureichend, sie wünschen sich frühere Öffnungen am Morgen oder längere Betreuung am Abend. (TU Dresden 2024)
Aktivität
In der Praxis
Stresslevel
7/10
Sechs Stunden konzentrierte Arbeit: Patientinnen begrüßen, Anrufe entgegennehmen, Termine koordinieren, Untersuchungen begleiten. Jeder Handgriff sitzt, jedes Wort ist routiniert. Jennifer bleibt professionell und freundlich, auch dann, wenn die Müdigkeit unter der Oberfläche drängt und der Kopf längst nach einer Pause verlangt.
Aktivität
Ein Job, der Spaß macht
Stresslevel
7/10
In der Pause denkt sie an ihre Tochter, an die Hunde, an den nächsten Einkauf. Ihr Job macht ihr grundsätzlich Freude, frisst aber die gesamte Mitte des Tages auf. Das Einkommen reicht nicht. Als alleinerziehende Mutter mit nur einem Teilzeitgehalt und bald zwei Kindern kommt sie nur mit Aufstockung durch Bürgergeld über die Runden.
Datensnack
41 % der Haushalte von Alleinerziehenden gelten als armutsgefährdet – fast viermal so viele wie Paarfamilien mit Kindern. (Destatis Mikrozensus 2023)
Aktivität
Keine Zeit zum Durchatmen
Jennifers Woche zeigt: Zeit ist keine freie Ressource, sondern hart umkämpft. Ihre Tage sind geprägt von Pflichten, Fürsorge und ständiger Aktivität – mit kaum Raum für Selbstbestimmung oder echte Erholung.
Am Wochenende könnte man meinen, es wäre Zeit zum Durchatmen – nicht so bei Jennifer. Die Kinderbetreuung steigt drastisch auf über 12 Stunden, während Hausarbeit, Erledigungen und Wegezeiten weiter Zeit fressen. Erwerbsarbeit entfällt zwar, doch Erholung oder Mediennutzung finden überhaupt nicht statt. Stattdessen werden soziale Kontakte gepflegt. Ein Wochenende wie ein Arbeitstag – nur ohne Pause.
Wie setzt sich Jennifers Tag unter der Woche und am Wochenende zusammen?
Aktivität
In den Gängen
Stresslevel
3/10
Nachdem Jennifer ihre Tochter aus der Kita abgeholt hat, gehen die beiden gemeinsam einkaufen. Die Kleine zupft an ihrer Hand, zeigt auf Snacks und bunte Verpackungen, während Jennifer versucht, die Einkaufsliste im Kopf zu behalten. Zwischen Regalen, Einkaufswagen und spontanen Wünschen muss sie das Geld im Blick und ihre Tochter bei Laune halten. Es ist anstrengend, alles gleichzeitig im Griff zu haben.
Datensnack
Nur 40 % der Alleinerziehenden erhalten regelmäßig Unterstützung von Familie oder Freunden. Bei Paarfamilien sind es mehr als 70 %. (BMFSFJ Familienreport 2023)
Aktivität
Austoben auf dem Klettergerüst
Stresslevel
3/10
Am späten Nachmittag gehen die beiden auf den Spielplatz. Für die Tochter ist es ein wichtiger Ausgleich nach dem Kita-Tag. Für Jennifer bedeutet es vor allem, dabeizubleiben. Ihre sozialen Kontakte sind mittlerweile fast ausschließlich die anderen Mütter, die hier auch stehen.
Datensnack
„Viele Alleinerziehende wünschen sich im Schnitt 5 zusätzliche Betreuungsstunden pro Woche – das wären pro Tag über eine Stunde Entlastung.“ (BiB, 2024)
Aktivität
Zeit ohne Kind
Bei Jennifer bleibt schon jetzt kaum Zeit, die wirklich ihr gehört. Zwischen Arbeit, Kind und Alltag ist da nur ein schmaler Rest und auch der ist meist verplant. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes wird dieser Freiraum noch kleiner werden.
Abgesehen von der Arbeit gibt es in der Woche rund 24 Stunden, in denen Jennifer nicht mit ihrer Tochter zusammen ist. Den größten Teil der wenigen Stunden ohne Kind und Job verbringt sie mit Haushalt, Einkäufen und organisatorischen Aufgaben. All den Dingen, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt Raum für Erholung bleibt.
Wie verbringt Jennifer ihre Wochenstunden außerhalb der Kinderbetreuung und Arbeit?
Aktivität
Sauber machen, Wäsche waschen
Stresslevel
5/10
Jennifers Tochter spielt. Ihre Mama saugt den Boden um sie herum, hebt herumliegende Kleidung auf, trägt sie zur Waschmaschine. Es ist ein leiser Balanceakt zwischen Fürsorge und Funktionieren. In einem alleinerziehenden Alltag geschieht vieles gleichzeitig.
Aktivität
Alles gemeinsam
Stresslevel
3/10
Zu Hause kocht Jennifer für ihre Tochter. Die versucht schon, ihrer Mama dabei zu helfen. Beide genießen diese gemeinsamen Aktivitäten.
Denn bei all dem, was täglich erledigt werden muss, werden selbst einfache Routinen zu wertvoller Zeit zu zweit.
Datensnack
Alleinerziehenden ist „Zeitwohlstand“ wichtiger als materielle Aspekte. Besonders wertvoll ist für sie Zeit für soziale Kontakte. (BMFSFJ 2023 – Lebenswelten Alleinerziehender)
Aktivität
Mehr als zwei Vollzeitstellen
Obwohl Jennifer in Teilzeit arbeitet, ist ihr Alltag als Alleinerziehende durch die Care-Arbeit voll ausgelastet. Sie trägt die gesamte Verantwortung für Haushalt, Kinderbetreuung und all den oft unsichtbaren Aufgaben, die dazwischen anfallen.
Aktivität
Frische Luft für alle
Stresslevel
3/10
Nun geht die Familie noch einmal gemeinsam an die frische Luft. Die Hunde geben ihren eigenen Takt vor – mal schneller, mal gemächlicher. Dadurch entstehen kleine Ruhemomente für Jennifer, in denen sie tief durchatmen und für einen Moment den Kopf frei bekommen kann.
Aktivität
Kuschelzeit
Stresslevel
2/10
Nach dem Essen beginnt die Abendroutine: Schlafanzug, Zähneputzen, eine Geschichte. Dann kuscheln sie sich ins Bett. Für die Tochter ist das der schönste Moment des Tages.
Auch Jennifer spürt hier einen kurzen Moment von Ruhe und Nähe – doch eigene freie Zeit bleibt ihr auch jetzt nicht. Jennifer schläft fast immer selbst mit ein. Eigentlich gäbe es noch Dinge zu erledigen: Formulare fürs Amt, Wäsche, Mails. Aber die Energie reicht nicht mehr.
Datensnack
Obwohl sie die Hauptverantwortung für ihre Kinder tragen, geben 62% der alleinerziehenden Mütter in Deutschland an, dass sie im Alltag zu wenig Zeit für ihre Kinder haben (Quelle: Bertelsmann-Stiftung 2024).