Details
Name
Fabien Decaux
Alter
39
Fabien Decaux ist 39 Jahre alt und lebt seit zwölf Jahren in Berlin-Neukölln. Aufgewachsen ist er in Paris, auf einem Hausboot zusammen mit seinem Vater. Zeit war damals etwas, das einfach verging. Ohne Termindruck, ohne Kalender, ohne Plan. Heute ist sie knapp geworden, genau wie das Geld. Seit 2020 arbeitet Fabien selbstständig als Tischler, nachdem er zuvor mehrere Jahre eine Bar in Neukölln betrieben hatte. Sein Alltag ist eng getaktet: Werkstatt, Kundentermine, Materialeinkauf, die Betreuung seiner siebenjährigen Tochter Fleur. Von der Mutter lebt er getrennt. Sie teilen sich das Sorgerecht für die Kleine im klassischen Wechselmodell.
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Beruf
Selbständiger Tischler
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Familienstand
ledig, eine Tochter
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Wohnort
Berlin
6:45
Aktivität
Vor der Sonne
Stresslevel
1/10
Der Wecker klingelt. Es ist 6:45 Uhr in einer Altbauwohnung in Berlin-Neukölln. Fabien steht auf, noch bevor die Sonne hinter den Häusern auftaucht. Seine Tochter schläft im Nebenzimmer.
Er bewegt sich leise durch die Küche, kocht Kaffee, räumt ein paar Tassen vom Vorabend weg. Wenn sie wach wird, geht alles schnell: frühstücken, anziehen, Brotdose, Ranzen. „Sie macht vieles schon allein“, sagt er, „das schenkt mir etwas Zeit.“
Aktivität
Die Straßen entlang
Stresslevel
3/10
Draußen ist es laut. Autos hupen, Rollläden vom Laden ums Eck gehen hoch, in der Ferne rattert eine S-Bahn über die Gleise. Fabien läuft neben seiner Tochter das Kopfsteinpflaster entlang, die Kleine plappert vergnügt. Es geht in die Schule.
Aktivität
Ohne Rad auf Schienen
Stresslevel
3/10
Danach fährt Fabien sofort in die Werkstatt. Der Weg dorthin dauert je nach Verkehrslage etwa eine halbe Stunde. Normalerweise fährt er mit dem Fahrrad, das wurde ihm aber kürzlich geklaut.
Deshalb heißt es jetzt: Erst in die S-Bahn, dann in die Tram. Die Werkstatt liegt in einem alten Industriegebäude in Schöneweide.
Aktivität
Holz, Leim, Späne
Stresslevel
4/10
Betonboden, Holzspäne, Werkzeug. Der Geruch von Leim hängt in der Luft. „Wenn ich einer der Ersten bin, mache ich Kaffee und Musik an“, sagt Fabien. „Dann geht’s los.“
Seine Arbeit macht ihm Spaß. Die Hände in Bewegung, der Kopf bei den nächsten Schritten. Es gibt keinen festen Rhythmus, dafür viele Aufträge, die erledigt werden müssen.
Datensnack
47–56 % der Selbstständigen sind ständig erreichbar – doppelt so viele wie Angestellte. (BAuA 2023)
Aktivität
Guter Stress, schlechter Stress
Stresslevel
1/10
Unter der Woche ist Fabien am meisten mit seiner selbständigen Tätigkeit beschäftigt. Daneben macht die Betreuung seiner Tochter einen großen Anteil aus. Das bringt ihn manchmal in Zeitnot, aber er sagt: „Das ist guter Stress. Es ist Stress, den du haben willst. Darum hast du ein Kind.“
Wie setzen sich Fabiens Tage unter der Woche und am Wochenende zusammen?
Aktivität
Keine Zeit
Stresslevel
4/10
„Wer Geld hat, kauft sich Hilfe; wer kein Geld hat, kämpft öfter mit Warteschlangen, Staus und schlechterer Gesundheitsversorgung. Zeitungerechtigkeit ist ein echtes Problem.“
Dr. Robert Schütte
Zum BeitragAktivität
Viel vor
Stresslevel
9/10
Wenn Fabien seine Tochter bei sich hat, ist er allein für sie verantwortlich. Seine Selbstständigkeit fordert deshalb aber nicht weniger Zeit ein. Deshalb heißt es: Umplanen, Abends arbeiten und gut organisieren.
Auf wie viele Stunden kommt Fabien in einer Arbeitswoche?
Aktivität
Schnellen Schrittes
Stresslevel
6/10
Nahtlos fährt Fabien zu einem Kunden. Viel Zeit bleibt nicht. Er hat den ganzen Vormittag in der Werkstatt gearbeitet, Maß genommen, geschliffen, geölt. Gegessen hat er bisher nichts.
Auf dem Weg holt er sich ein belegtes Sandwich im Supermarkt und isst es im Gehen. Dann geht es weiter zur Montage. Fabien wischt sich letzte Krümel von der Hose und packt die Bohrmaschine aus. Keine Zeit zu verlieren.
Aktivität
Bohren & Prüfen
Stresslevel
6/10
Der Auftrag: Eine Eventlocation im Aufbau unterstützen. Fabien baut den Barbereich mit auf, fräst Schablonen für den passgenauen Einbau der Schrankschlösser.
Eine kleine Erinnerung an seine Zeit als Barbesitzer. Aufmerksam geworden auf das Projekt ist er durch einen Kollegen aus der Werkstatt. Der hatte ein paar geschickte, helfende Hände gesucht.
Aktivität
Eine Pommes am Imbiss
Stresslevel
7/10
Vom Auftrag hastet Fabien zu Fuß zum Hort, um seine Tochter einzusammeln. Die beiden bleiben gern noch etwas draußen, wenn das Wetter es zulässt. Dann spielen sie auf dem Tempelhofer Feld oder holen sich Pommes vom Imbiss. Manchmal hat sie Freund:innen dabei, die den Nachmittag mit ihr verbringen.
Aktivität
Spielbretter und Kinderlachen
Stresslevel
4/10
Zuhause angekommen spielen Fabien und Fleur eine ganze Weile. Fabien versucht, in diesen Momenten ganz da zu sein: präsent, aufmerksam, geduldig.
Doch die Müdigkeit sitzt ihm in den Gliedern, und in Gedanken ist er längst beim nächsten Tag: bei neuen Aufträgen, unbezahlten Rechnungen, den Dingen, die noch getan werden müssen. Trotzdem versucht er, für seine Tochter ein fröhliches Gesicht aufzusetzen und sich den Zeitdruck und Stress nicht anmerken zu lassen.
Datensnack
Eltern kommen im Schnitt auf 59 Stunden Arbeit pro Woche – bezahlt und unbezahlt. (Destatis ZVE 2022/25)
Aktivität
Kochen für zwei
Stresslevel
5/10
Fabien rührt die Tortellini in die Paprika-Sahnesauce. Seine Tochter ist noch aufgedreht vom Tag, zeigt ihm ihre Spielsachen und reicht hin und wieder ein Kochutensil.
Dann setzen sich die beiden ins Wohnzimmer. Es wird ruhiger, man hört das konzentrierte Kauen und Klackern des Bestecks.
Aktivität
Tür zu, Laptop auf
Stresslevel
5/10
Es sind drei Stunden mehr Arbeit pro Tag, ganz klar. Mehr oder weniger. Mit dem ganzen Papierkram, Mails beantworten, Planungen.
Fabien Decaux über seine Selbstständigkeit
Aktivität
Noch kein Ende in Sicht
Stresslevel
5/10
Frisch geduscht bringt Fabien seine Tochter dann ins Bett. Er liest ihr etwas vor, bis sie friedlich einschläft.
Auf ihn wartet jetzt noch Arbeit: Mails, Rechnungen, Skizzen. Er sinkt in die dunkelgraue Couch, der Laptop strahlt ihm kühl ins Gesicht. Man hört ihn laut Ausatmen.
Aktivität
Der leise Rest
Stresslevel
7/10
Gegen elf klappt er den Laptop zu. Er ist erschöpft.
Fabien ist ein Einzelkämpfer. Er hat früh gelernt, Dinge allein zu regeln. „Ich war es gewohnt, mich durchzuschlagen. Das kommt von meinem Vater.“ Inzwischen versucht er, das zu ändern, aber auch das kostet Zeit: Anträge stellen, Unterstützung beantragen, mit dem Amt telefonieren.
„Ich muss einfach weitermachen. Weiterarbeiten, weiter Ideen entwickeln. Ich muss dranbleiben.“
Aktivität
Zugedeckt
Stresslevel
1/10
Die Uhrzeiger nähern sich Mitternacht. Fabien schwirrt der Kopf, eine Mischung aus Müdigkeit und den vielen Eindrücken des Tages.
Zu wissen, dass seine Tochter nebenan ist, beruhigt ihn. Trotzdem lassen ihn die Gedanken nicht ganz los, als er die Decke über sich zieht und die Augen schließt.