Details

Name

Clara Berger

Alter

47

Claras Leben ist voller Verantwortlichkeiten. Sie ist in Frankfurt geboren und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Als erfolgreiche Führungskraft in einer Agentur leitet sie ein Team, privat kümmert sie sich regelmäßig um ihren pflegebedürftigen Vater. Dafür fährt sie alle paar Wochen von Berlin in die hessische Metropole und wohnt dann mehrere Tage mit im Pflegeheim. Auch wenn sie in Berlin ist, gehören täglich mehrere Telefonate mit dem Heim, Ärzt:innen und co. zu ihren To-Dos. Offiziell arbeitet Clara 36 Stunden in der Woche in ihrem Job als Führungskraft. In der Realität sind es meist mehr. Wenn sie am Wochenende ihren Vater pflegt, arbeitet sie oft vor – auch spät in die Nacht – damit sie sich voll auf ihn konzentrieren kann. Sie verdient gut, was ihr zumindest die Wegzeiten erleichtert: In der 1. Klasse im ICE wird sie weniger abgelenkt.

  • Beruf

    Führungskraft in einer Agentur

  • Familienstand

    ledig

  • Wohnort

    Berlin

8:00

Aktivität

Wecker

Stresslevel

3/10

Symbolbild, generiert mit Seedream

Claras Tag beginnt um Punkt 8 Uhr mit einem Weckerklingeln. Nach dem Aufstehen nimmt sie sich zunächst die Zeit, zu meditieren. Das ist sehr wichtig für sie, seitdem ihr Vater vor dreieinhalb Jahren pflegebedürftig wurde. Die Meditation schafft ein Fundament für ihren Tag, bevor sie sich auf den Weg ins Büro macht.

Vier Wecker am Tag
Aktivität

Im Büro, am Telefon

Stresslevel

5/10

Als pflegende Führungsperson trägt Clara doppelte Verantwortung: Für ihre Teammitglieder, für ihren Vater. Das lässt sich an ihrer langen, täglichen Anrufliste ablesen. Morgens ruft sie zunächst ihn an, erklärt, was ansteht. In ihrem Büro – das mit den glänzenden Böden und den großen Fensterfronten – folgen dann Calls und analoge Termine. Ihr Team und ihre Kund:innen wollen sie sprechen.

Über den Tag verteilt folgen dann 1-2 weitere Telefonate nach Frankfurt. Mal hat ihr Vater ein weiteres Anliegen, mal die Pflegekräfte vor Ort. Dass sie ständig erreichbar sein muss, macht sich in ihrem Stresslevel bemerkbar.

Aktivität

Arbeit, Pflege, Arbeit

Während unter der Woche die Erwerbsarbeit Claras Alltag dominiert, rückt am Wochenende die Pflege in den Vordergrund: Ein Vollzeitjob. Gleichzeitig hört die Erwerbsarbeit nie komplett auf. Es muss vor- und nachgearbeitet werden.

Insgesamt macht sie die hohe Arbeitsbelastung mit sich selbst aus. Ihr hohes Energielevel ist dabei eine große Hilfe. Trotzdem hinterlässt der Stress seine Spuren: Immer wieder kriegt sie Magenschleimhautentzündungen.

Wie verbringt Clara ihre Zeit in der Woche und am Wochenende?

Aktivität

Ohne Bahn geht nichts

Stresslevel

7/10

Clara verbringt viel Zeit in Zügen. Nur dank der schnellen Verbindung nach Frankfurt lässt sich ihr Doppelalltag überhaupt bewerkstelligen.

Während der Fahrt tippt sie Mails und tätigt weitere Anrufe. Sie quetscht alles, was möglich ist, in die vorhandene Fahrtzeit. Damit sie sich vor Ort voll auf ihren Vater konzentrieren kann. Zeit, ein Buch oder eine Zeitung im Zug zu lesen, bleibt nicht. Höchstens ein kurzer Blick auf die vorbeiziehenden Landschaften.

Datensnack

Die Pflege von Angehörigen findet in 64% der Fälle außerhalb des eigenen Haushalts statt. Nur 5% der Pflegenden müssen für die Pflege jedoch in eine andere Stadt fahren (Quelle: DIW 2025).

Aktivität

Listen für zwei Leben

Clara muss viele Dinge gleichzeitig im Kopf haben. Auch wenn es zwischen Wochenende und Woche durch den Stadtwechsel eine klare Trennung gibt, sind ihre beiden Realitäten eng miteinander verwoben. Insgesamt kommen mit Job und Pflege dann schonmal gut 72 Arbeitsstunden zusammen.

Aktivität

Ankunft in Frankfurt

Stresslevel

7/10

Noch eine letzte Zigarette, bevor sie ins Taxi zu ihrem Vater steigt. Der weiß nicht, dass sie wieder mit dem Rauchen begonnen hat.

Wenn das Taxi im Frankfurter Feierabendverkehr zum Stehen kommt, wird sie nervös. In ihrem Zeitplan ist kein Raum für Verzögerungen. Eilig spricht sie in das Mikrofon ihres Handys: „Ich bin gleich bei dir, Papa.“ Mit dem Schritt durch die Tür des Pflegeheims streift sie ihr Arbeits-Ich dann ab. Sie ist jetzt Pflegende. Ihr Vater soll von ihrer Anspannung nichts mit- und abbekommen.

Aktivität

Zweitzimmer beziehen

Stresslevel

3/10

Da sie die Pflegetätigkeit am Wochenende übernimmt, stellt das Pflegeheim ihr ein Zimmer. Das Bett ist ein Pflegebett, die Einrichtung karg. Aber sie ist ganz in der Nähe von ihrem Vater. Das ist vor allem nachts wichtig.

Parallelwelt Pflege
Aktivität

Pflegetätigkeiten

Stresslevel

3/10

Wenn Clara und ihr Vater zusammentreffen wird spürbar: Trotz des hektischem Alltags herrscht viel Wärme und Vertrauen zwischen Pflegender und Gepflegtem. Die regelmäßige Ausnahmesituation schweißt zusammen, ihr Vater lächelt viel, wenn sie im Raum ist.

Das Mails schreiben und Telefonate führen weicht nun einem Essen hinstellen und Medikamente reichen. Neben den zu erledigenden Aufgaben ist auch Zeit für gemeinsame Vater-Tochter-Unternehmungen wie Theaterbesuche.

Datensnack

Ende 2023 galten in Deutschland rund 5,7 Millionen Menschen gemäß SGB XI als pflegebedürftig und erhielten Leistungen der Pflegeversicherung. Nach akteullen Schätzungen wird die Zahl der Pflegeleistungsempfangenden bis 2050 auf knapp 9 Millionen Menschen steigen (Quelle: DIW 2025).

Aktivität

Ein Moment für sich

Stresslevel

3/10

Zurück in ihrem Pflegezimmer kann Clara kurz innehalten: Sie scrollt durch Social Media, liest und beantwortet private Nachrichten. Kontakt zu ihren Freund:innen zu halten, ist ihr sehr wichtig. Da für persönliche Treffen meist nur einmal die Woche Zeit ist, läuft auch hier vieles über das Smartphone.

Hätte sie die Pflegetätigkeit nicht, so sagt sie, wüsste sie garnicht, wohin mit so viel Zeit.

Eine Stunde mehr
Aktivität

Nachtschicht

Stresslevel

3/10

Nachts ist Clara nochmal gefordert: Ihr Vater muss umgelagert, sein Bettbeutel geleert werden. Je öfter das passiert, desto fordernder wird es mental und körperlich.

Um ein Uhr fällt Clara dann ins Bett. Die Woche sitzt ihr in den Knochen. Im Pflegebett geht sie gedanklich noch einmal durch, was am nächsten Tag ansteht. Sie denkt an das Lächeln ihres Vaters, wie er ihr eine gute Nacht gewünscht hat, und schläft ein.

Nächtlicher Einsatz

5

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